Die mehr als 200 Unternehmen erlebten drastische Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Energie und Personal und eine Flut an neuen bürokratischen Anforderungen, die den Unternehmen immer mehr die Luft abschnüren. Dies führt zu einem deutlichen Rückgang der Produktionsmenge in Deutschland. Die deutschen Hersteller von Süßwaren und Knabberartikeln stehen seit Jahren unter enormem wirtschaftlichem Druck. Hohe Energiepreise in Deutschland beeinträchtigen zunehmend die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche – sie sind inzwischen ein entscheidender Standortfaktor.
„Es ist höchste Zeit, dass die nächste Bundesregierung für bezahlbare Energie sorgt und den Bürokratie-Dschungel lichtet. Die stetig wachsenden Berichtspflichten erdrücken Unternehmen und nehmen ihnen die Luft zum Atmen. Selbst europäische Vorgaben werden in Deutschland komplexer umgesetzt als in den Nachbarländern. Bürokratie darf kein Selbstzweck sein – sie muss für Unternehmen verständlich und praktikabel bleiben. Falls die neue Bundesregierung nicht zügig gegensteuert, droht eine Marktbereinigung zulasten kleiner und mittelständischer Unternehmen – und eine zunehmende Verlagerung von Produktionsschritten ins EU-Ausland”, erklärte Bastian Fassin, Vorsitzender des BDSI, im Rahmen der heutigen Pressekonferenz vor der ISM 2025 in Köln. „Die Entwicklung im Export zeigt deutlich, dass die Branche erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat.“
Auch 2025 erwartet die deutsche Süßwarenindustrie kein ruhiges Jahr, denn insbesondere bei den Kakao- und Zuckerpreisen ist keine Entspannung zu erkennen. Für die exportorientierte Branche sind auch die künftigen Handelsbeziehungen zu den USA von großer Bedeutung. Der BDSI spricht sich für freien Handel ohne willkürliche Handelsmaßnahmen aus und fordert konstruktive WTO-Lösungen zur Beilegung von Streitigkeiten. Zudem gelte es, das Freihandelsabkommen mit dem MERCOSUR zügig auf den Weg zu bringen. Dies biete die einmalige Chance, die weltweit größte Freihandelszone zu schaffen und die südamerikanischen mit den europäischen Wertschöpfungsketten zu verbinden.
Das Inlandsangebot (= Produktion + Einfuhr - Ausfuhr) entwickelte sich im Jahr 2024 leicht negativ und lag mengenmäßig bei knapp 2,7 Mio. Tonnen (- 1,7 %), der Inlandsumsatz stieg auf schätzungsweise 11,3 Mrd. Euro (+5,7 %). Nach Schätzungen des BDSI sank die Produktion insgesamt der in Deutschland hergestellten Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2024 auf 4,2 Mio. Tonnen (- 2,7 %). Wertmäßig entwickelte sich die Produktion mit rund 17,4 Mrd. Euro positiv (+ 5,3 %). Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamts und die Marktdaten der einschlägigen Marktforschungsinstitute zugrunde.
Das für die deutsche Süßwarenindustrie so wichtige Exportgeschäft mit Süßwaren und Knabberartikeln sank, wie bereits 2023, auch im Jahresverlauf 2024 leicht. Insgesamt wurden schätzungsweise 2,5 Mio. Tonnen Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang von 0,6 Prozent. Der Exportumsatz stieg im Jahr 2024 um 16,7 Prozent auf rund 14,3 Mrd. Euro. Angesichts des rückläufigen Inlandsmarkts und der hohen Konzentration im deutschen LEH kommt gerade dem Export von Süßwaren eine wachsende Bedeutung für das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen und den Erhalt der einzigartigen mittelständischen Struktur zu. Mit einem wertmäßigen Anteil von mehr als 60 Prozent trägt insbesondere der Export zur Wertschöpfung in den Unternehmen bei.
Ein Alarmzeichen für die schwindende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zeigt darüber hinaus die deutliche Zunahme der Importe von Süßwaren ausländischer Hersteller nach Deutschland (+ 3,8 %). Der Importumsatz stieg im Jahr 2024 sogar um 27,3 Prozent.