Den deutschen Einfuhren in Höhe von 110,5 Mrd. Euro standen laut Mitteilung der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) im vergangenen Jahr nur Ausfuhren im Wert von ca. 90,2 Mrd. Euro gegenüber. Das Rekorddefizit beträgt somit mehr als 20 Mrd. Euro. Dieses Defizit hat sich wertmäßig um ca. 18 Prozent verschlechtert, mengenmäßig ist es um mehr als 34,3 Prozent gestiegen.
„Deutschland verlässt sich immer mehr darauf, dass andere Länder und Weltregionen für uns Lebensmittel produzieren“, sagt Hartmut Kretschmer, Sprecher der GEFA. Die jahrelangen Trends sinkender wert- und mengenmäßiger Handelsbilanzdefizite hätten sich danach weiter verschärft. Es wurden die bisherigen Prognosen der GEFA noch deutlich übertroffen und neue, negative Höchstwerte erreicht. Mit diesen Zahlen werde deutlich, dass sich Deutschland als „agrarischer Gunststandort“ offensichtlich zunehmend aus der Versorgung der Weltbevölkerung verabschiede.
„Während die Welt nach wie vor mehr als 800 Millionen hungernde und ca. 2 Milliarden nicht bedarfsgerecht versorgte Menschen aufweist, sind aktuell eine deutliche Schwächung des Standorts Deutschland und ein rückläufiger Beitrag Deutschlands zur Nahrungsmittelsicherheit zu verzeichnen“, führt Kretschmer weiter aus. Deutschland und die EU hätten jedoch eine globale Mitverantwortung für die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln. Um diese wahrnehmen zu können, benötigten die Unternehmen der Branche endlich konsistente Initiativen des zuständigen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Sicherung des Standorts Deutschland und zur Beschleunigung aktueller Marktöffnungsverfahren im Ausland.
Die Mitglieder der GEFA fordern daher, dass der agrarische Gunststandort Deutschland sowohl für die sichere Eigenversorgung im Land als auch in Hinblick auf seine Verantwortung für die Lebensmittelversorgung in der Welt gestärkt werden muss. Eine Schwächung des eigenen Standorts und/oder ein geringerer Beitrag zur Weltversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln seien nicht weiter akzeptabel. Marktöffnungsverfahren und Initiativen zum freien Marktzugang müssen laut GEFA Priorität im politischen Handeln des BMEL bekommen. Die Verstärkung der Anstrengungen zur Weiterentwicklung des gesamten Welthandels hin zu nachhaltigen Produktionsverfahren statt zu nationalen Einzellösungen sei dringend erforderlich. „Die Instrumente der Exportförderung müssen im Sinne der Standortsicherung für unsere Betriebe und Arbeitskräfte beibehalten werden“, heißt es abschließend in der Mitteilung.