Die statistische Datenlage verstelle allerdings den Blick auf die wirtschaftlich deutlich angespannte Situation in der Branche. „Die teils dramatische Steigerung von Rohstoffpreisen und auch der Kosten für Energie, Logistik und Verpackungsmaterialien machen den über 200 industriellen Herstellern von Süßwaren und Knabberartikeln in Deutschland neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders zu schaffen“, heißt es in der Mitteilung. Derzeit erleben die Unternehmen an allen Stellen enorme Kostensteigerungen. Dies betreffe die Kosten für Rohstoffe, Verpackungen, Logistik, Energie, aber auch für Arbeitsschutz und Personal. Diese Belastungen seien in dieser Form bislang einmalig. „Der Markt für wichtige Rohstoffe ist leergefegt, langjährig bestehende Lieferketten funktionieren nicht mehr. Dies kann auch Folgen für das bevorstehende Ostergeschäft haben, etwa dass nicht alle beliebten Produkte wie Schoko-Hasen wie geplant produziert werden können, weil wichtige Rohstoffe, Verpackungsmaterialien oder Frachtkapazitäten nicht ausreichend verfügbar sind“, erläuterte Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des BDSI. „Besonders zu spüren bekommen die Hersteller deutliche Preiserhöhungen und teilweise auch Lieferschwierigkeiten beim Einkauf wichtiger agrarischer Rohstoffe wie Weizen, Soja und Zucker, aber auch bei Verpackungsmaterialien.“
Der Weizenpreis sei am Warenterminmarkt binnen eines Jahres um 50 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Auch die Kosten für Milchpulver, Zucker, Sonnenblumen- oder Sojaöl seien stark gestiegen. Verursacht wurden diese Bewegungen laut BDSI unter anderem durch niedrigere Ernteerträge, geringere Importe aus Drittländern, aber auch einen Anstieg der Nachfrage in Asien. Ebenfalls deutlich gestiegen seien die Kosten bei der Beschaffung von Verpackungsmaterialien und in den Bereichen Logistik und Energie. So habe sich der Strompreis für Industriekunden innerhalb eines Jahres verdoppelt. Am Terminmarkt der Energiebörse EEX koste eine Megawattstunde (MWh) Strom knapp 70 Euro. Getrieben werde der Preis vom ebenfalls steilen Anstieg des CO2-Preises – seit Anfang 2022 sind dies 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid.
Zudem gebe es in der internationalen Logistik weiterhin unzureichende Frachtkapazitäten auf der Straße und der Schiene wie auch auf Containerschiffen. Container seien für den Transport von Waren rund um den Globus Mangelware. Als Folge der Corona-Pandemie und eines zeitweise brachliegenden Welthandels hätten viele Firmen ihre Kapazitäten und Bestände abgebaut. Nun treffen diese verkleinerten Produktionskapazitäten auf eine sprunghaft steigende Nachfrage. Kostete der Transport eines Standard-40-Fuß-Containers von Shanghai nach Rotterdam laut BDSI im Dezember 2020 noch rund 2.000 US-Dollar, lagen die Frachtraten ein Jahr später (Dezember 2021) bei fast 10.000 US-Dollar (World Container Index).
„Die Belastungsgrenze ist erreicht. Die Politik ist jetzt gefordert, insbesondere mittelständische Unternehmen vor weiteren kostspieligen und bürokratischen Belastungen zu schützen. Ansonsten droht mittelfristig der Verlust der sich bislang als robust erwiesenen mittelständischen Wirtschaftsstruktur in Deutschland“, so Bernoth weiter. Bei den Herstellern von Süßwaren und Knabberartikeln wachse zudem die Sorge vor Personalengpässen in der Produktion: Durch die sich schnell ausbreitende Omikron-Variante drohten steigende Krankenstände und Quarantäne-Ausfälle. In Einzelfällen gebe es schon jetzt vorübergehende Lieferengpässe durch Corona-Ausbrüche. „Für unsere Branche können wir sagen: Die Hersteller und ihre Beschäftigten unternehmen alle organisatorischen und finanziellen Anstrengungen, um während der Krise weiterhin lieferfähig zu bleiben“, sagte Bernoth.