„Die Pandemie demaskiert soziale und wirtschaftliche Ungleichheit“, erklärte dazu Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland). „In den Anbauländern der Fairtrade-Produkte sind Gesundheitsversorgung und Wirtschaft fragil. Umso wichtiger ist es, dass der Weg aus der Krise verantwortungsvoll und nachhaltig vonstattengeht und nicht an nationalen Grenzen endet.“
Im vergangenen Jahr gaben die Verbraucher in Deutschland insgesamt 2,04 Mrd. Euro für faire Produkte aus; dies entspricht 25 Euro pro Kopf und einem Wachstum von 26 Prozent im Vergleich zu 2018. Die Verkaufsmengen legten entsprechend kräftig zu. So steckt laut TransFair in immer mehr Schokoladenwaren fairer Kakao. 79.000 Tonnen Kakao mit Fairtrade-Siegel wurden 2019 eingesetzt, 45 Prozent mehr als im Jahr davor. Damit habe fairer Kakao inzwischen einen Marktanteil von 17 Prozent, teilte die Organisation mit.
Die Produzentenorganisationen erhalten im globalen Süden für Fairtrade-Verkäufe stabile Mindestpreise als Sicherheitsnetz gegen schwankende Weltmarkpreise und einen zusätzlichen Aufschlag, die Fairtrade-Prämie. Durch Verkäufe für den hiesigen Markt belief sich allein die Prämie auf 38 Mio. Euro. „Gerade jetzt ist die Prämie wichtig, weil sie oft die einzige Rücklage ist, die Produzenten haben. Wir sehen vorbildliche Maßnahmen wie Aufklärungskampagnen und die Anschaffung von Hygienemitteln, aber auch, dass damit Einkommenseinbußen kompensiert werden“, erläuterte Mary Kinyua, Vorsitzende des Produzentennetzwerks Fairtrade Africa. „Neben der Angst um die Gesundheit sind die wirtschaftlichen Folgen dramatisch: Auf Blumenfarmen wurden im März tausende Beschäftigte entlassen. Bei Rohstoffen, für die die Ernte noch aussteht, fehlen Erntehelfer. Wo die Ernte eingeholt ist, ist die Logistik unsere Sorge. Mobilitätseinschränkungen machen den Transport zum Hafen schwieriger und teurer. Wir hoffen, dass die Häfen offen bleiben.“