Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV
Problem erkannt, Problem gebannt
Breitgefächert war das Themenspektrum der 53. Sitzung der Arbeitsgruppe Schokoladentechnologie der IVLV. Es reichte von nachhaltiger Erzeugung von Palmöl über die Entstehung von Bitterstoffen in Haselnüssen bis zur Fettreifbildung auf Schokoladenprodukten.
Von Dr. Bernhard Reichenbach
Mit mehr als 110 Teilnehmern sehr gut besucht war die 53. Sitzung der IVLV-Arbeitsgruppe Schokoladentechnologie, die kürzlich in Kooperation mit dem Fraunhofer IVV (Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung) an dessen Standort in Freising bei München stattfand. Die zweitägige Vortragsveranstaltung bot reichlich Anlass zu Kontaktpflege und Information. Behandelt wurden am ersten Tag die Themenbereiche Palmöl, Haselnuss, Ganznussschokolade sowie Maschinen und Anlagen, während am zweiten Tag die Bereiche Fettreif/Kristallisation, Flavour sowie Forschungsplanung auf dem Programm standen.
In seinem Vortrag „Die Palmölverarbeitungskette eines wirklich nachhaltigen Anbaus“ stellte Stephen-Sven Hubbes, Lebensmitteltechnologe und Produktentwickler bei Rapunzel Naturkost, zwei nachhaltige Palmölprojekte vor. Von rund 850 Bio-Bauern, die in diesen Projekten in Ghana
und Ecuador organisiert sind, bezieht Rapunzel pro Jahr insgesamt 350 t fair gehandeltes Palmöl. In Ghana werden die Palmen auf ehemals entwaldeter tropischer Brache angebaut. „Dies erfolgt zusammen mit Leguminosen, etwa um die Humusbildung zu fördern“, berichtete der Referent. „Aus dem gleichen Grund bringen die Bauern die Reste der Palmfrüchte nach der Palmölerzeugung in der Ölmühle wieder in der Palmpflanzung aus. Somit erübrigt sich der Einsatz von Kunstdünger.“
Aspekte des Haselnussanbaus in der Türkei und mögliche Einflussfaktoren auf die Entstehung von Bitterstoffen beleuchtete der Lebensmittelbiologe Dominic Bahmann von der Universität Hamburg – Biozentrum Klein Flottbek. Er zeigte auf, dass zwischen etwa 1 bis 3 % der gelagerten Haselnüsse einen starken bitteren Geschmack aufweisen, was bei den Produzenten zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen führen kann. Herausgefunden wurde, dass der bittere Geschmack auf den Stoff Asadanin zurückzuführen ist, der auch in Haselnussblättern vorkommt. Dessen Konzentration in Haselnüssen steigt infolge von Fraßschäden durch eine spezielle Wanzenart, die sich von England aus verbreitete. Eine weitere wesentliche Ursache für eine stark erhöhte Asadanin-Konzentration ist die Keimung der Haselnüsse.
Zum Problemthema Fettreifbildung auf Schokoladenprodukten referierten Dr. Gottfried Ziegleder und Isabell Rothkopf vom Fraunhofer IVV. Letztere äußert sich ausführlich zu diesem Forschungsgegenstand in einem gesonderten Beitrag.
Neue Arbeitsgruppe initiierte 29 Projekte
Im Rahmen der Veranstaltung stellte Dr. Peter Golz vom VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.) die neue, im Herbst 2016 gegründete IVLV-Arbeitsgruppe Süßwarenmaschinen vor, der 165 Unternehmen sowie 21 Forschungsstellen angehören. Sie ging aus dem Arbeitskreis Süßwarenmaschinen hervor, wobei eine Neuorientierung in Richtung vorwettbewerblicher Gemeinschaftsforschung erfolgte. Derzeit laufen 29 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 10,8 Mio. Euro.
Die Arbeitsgruppe fungiert als Lenkungsgremium, das möglichst paritätisch aus Vertretern des Maschinenbaus (Hersteller) und der Süßwarenindustrie (Anwender) besetzt ist. Das Gremium initiiert und begleitet die ausgewählten Forschungsprojekte. Zu den ersten ausgewählten Themen gehören die Trockenreinigung sowie das Erkennen von Rissbildung an Schokoladenformen. •
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